Fachtagung: Prävention von gesundheitsbezogenen Armutsfolgen in der Kita

Armutsprävention gilt seit langem als wichtige gesellschaftliche und sozialpolitische Aufgabe. Denn Kinderarmut heißt: schlechterer Gesundheitszustand, beeinträchtigte Entwicklung von Sprache, geistigen und körperlichen Fähigkeiten sowie niedrigere Bildungsabschlüsse und schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Damit einher gehen reduzierte Möglichkeiten für Persönlichkeitsentwicklung, Teilhabe und Gestaltung. Erschwerend kommt hinzu, dass Betroffene über Jahre in der „Armutsfalle“ feststecken – es ist also sehr schwer, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Das betrifft fast ¼ aller Kinder in Deutschland. In Schleswig-Holstein ist jedes 5. Kind arm oder von Armut bedroht.

Einig ist man sich, dass ein Aufwachsen in Wohlergehen ein Produkt mehrerer Faktoren ist: Dieses wird zum einen durch familiäre, finanzielle, individuelle und soziale Ressourcen und zum anderen durch die öffentliche Infrastruktur bzw. Institutionen geprägt. Fach- und Leitungskräfte im Kontext der frühen Bildung sind also wichtige Akteure in dem Bemühen um eine armutssensible Gestaltung von institutionellen Rahmenbedingungen bzw. eine Verringerung von Chancenungleichheiten.

Die Fachtagung soll insbesondere pädagogischen Fachkräften und Leitungskräften aus Kitas Raum für Informationen und Austausch bieten, um Wissen, Einstellungen bzw. Haltungen sowie die Angebots- und Prozessqualität in Bezug auf eine armutssensible Praxis zu erweitern. In diesem Rahmen sollen folgende Fragen geklärt werden: Was heißt Kinderarmut? Welche Folgen sind damit verbunden? Welche pädagogischen und organisationalen Ansatzpunkte gibt es zur Verhinderung oder Verminderung von Armutsfolgen?

An die einführenden Vorträge, die sich mit der Begriffsklärung und (gesundheitsbezogenen) Auswirkungen von Kinderarmut sowie Einflussmöglichkeiten beschäftigen, schließen sich Foren an, die Ansätze aus der Praxis zu spezifischen (gesundheitsbezogenen) Themen beinhalten. Den Abschluss bildet ein autobiografischer Erfahrungsbericht zu den gesundheitsbezogenen Folgen von Armut.

Herzlich eingeladen sind alle pädagogischen Fachkräfte und Leitungskräfte schleswig-holsteinischer Kindertageseinrichtungen sowie alle Interessierte aus den Bereichen frühe Bildung und kommunale Gesundheitsförderung.

Programm

ab 09:00 Uhr

Check-in und Begrüßungskaffee

09:30 Uhr

Eröffnung und Grußworte

Sören Schmidt-Bodenstein
Vorstandsvorsitzender der Landesvereinigung für Gesund- heitsförderung in Schleswig-Holstein e.V. (LVGFSH)

Martin Ochsenfarth
Abteilungsleiter Prävention und Arbeitsschutz
der Unfallkasse Nord

10:00 Uhr

Armut in Schleswig-Holstein

Debby Detlefsen
Kieler Netzwerk gegen Kinderarmut

10:45 Uhr

Pause

11:00 Uhr

Wenn Kinderarmut erwachsen wird … Zentrale Befunde der AWO-ISS Langzeitstudie zur Kinderarmut

Dr. Irina Volf
Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik,
Frankfurt a. M.

12:00 Uhr

Mittagspause

13:00 Uhr

FORENBLOCK

Lebenslagenansatz in Kinder- tageseinrichtungen. Impulse für eine praktische Anwendung am Beispiel des Modellprojekts „Zukunft früh sichern!“

Dr. Irina Volf
Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik,
Frankfurt a. M.

Armutssensible Haltung in Kindertageseinrichtungen

Debby Detlefsen
Kieler Netzwerk gegen Kinderarmut

Armutssensibles Handeln in der Kita: Wie kann eine bestmögliche Versorgung auch mit einem geringen Budget realisiert werden

Dr. Petra Schulze-Lohmann
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V., Sektion Schleswig-Holstein

Angebote zur Förderung armuts- sensiblen Handelns in der Kita: Förderung der Resilienz bzw. des see- lischen Wohlbefindens (am Beispiel des Programms „Schatzsuche“)

Maria Gies
HAG-Kontor gGmbH

Bewegungsförderung für alle Kinder im Kita-Alter

Julia Thurm
Sportjugend Schleswig-Holstein im Landessportverband Schleswig-Holstein e.V.

14:30 Uhr

Pause

14:45 Uhr

Die Folgen von Armut auf die (psychische) Gesundheit – ein Erfahrungsbericht

Olivier David
Journalist und Autor

15:45 Uhr

Abschluss

In den Pausen besteht die Möglichkeit, Informations- stände verschiedener Ausstellender zu besuchen.

Abstracts zu den Vorträgen

Impulsvortrag: „Mut zur Vielfalt. Solidarität im Dialog als Schlüssel zu einem gelingenden Miteinander.

Dr. Ina Schmidt, www.denkraeume.net

Kein Mensch ist eine Insel. Das wissen wir alle und als soziale Wesen werden wir in ein bestehendes Beziehungsgefüge hineingeboren, und suchen nach Bestätigung in dieser Gemeinschaft, nach Halt und Strukturen, die Orientierung und Sicherheit versprechen.

Aber das Ziel dieser Suche beschreibt weniger einen anzustrebenden Zustand, als vielmehr eine beständige Aufgabe, einen Prozess, der in all der menschlichen Vielfalt, die wir in unseren Beziehungen antreffen, gestaltet werden will. Wenn eine Gemeinschaft gelingen soll, die den Umgang mit Unterschiedlichkeit nicht als Hindernis, sondern als Ressource ernst zu nehmen versucht, so gilt es, sich zu fragen, nach welchen gemeinsamen Spielregeln wir uns verhalten wollen, die ebendieser Vielfalt gerecht werden können.

Ein Schlüssel dazu liegt in einer Form des dialogischen Miteinanders, das sich in der Wahrnehmung von Differenzen und Unterschieden übt, zuhören lernt und ohne vorschnelle Urteile zu fällen, dennoch gemeinsame Leitlinien erarbeitet, zu denen sich jede:r als Teil einer Gemeinschaft zu verhalten verspricht.

Die Folien zum Vortrag von Frau Dr. Schmidt finden Sie hier.

Forum 1: Persönlichkeitsstrukturen und Lebensphase – Herausforderung in altersgemischten Teams

Stephanie Janssen, coaching * beratung * mediation, Altenholz

Das Handeln eines Menschen wird maßgeblich von der zugrundeliegenden Persönlichkeitsstruktur beeinflusst. Unterschiedliche Lebensphasen fordern meist eine Anpassung des Handlungsrepertoires. Das Projekt „Brücken bauen- Arbeiten in altersgemischten Teams“ hat die Herausforderungen einzelner Lebensphasen mit den daraus entstehenden Bedarfen der Mitarbeiter*innen in der Teamarbeit beleuchtet. Der Workshop soll dazu dienen, einen Einblick in die Projektergebnisse zu gewähren und konkrete Ideen zur Stärkung der Teamarbeit in altersgemischten Teams zu erhalten. Ziel ist zudem, das gegenseitige Verständnis für die Lebensrealität der Kolleg*innen zu erhöhen.

Forum 2: Navigation60plus - Den Übergang in den Ruhestand bewusst gestalten

Dorothea Wilken-Nöldeke, Systemische Coach und Prozessbegleiterin (aetk), LVGFSH, Kiel

Der Eintritt in den Ruhestand ist mit großen Veränderungen in vielen Bereichen des Lebens verbunden und daher ein einschneidendes Ereignis. Der Tagesrhythmus verändert sich, das soziale Miteinander und die Wertschätzung am Arbeitsplatz entfallen, lang trainierte Strukturen sind plötzlich nicht mehr da.

Es kann zu einer Herausforderung werden, den Alltag neu zu strukturieren und die neu gewonnene Zeit zufriedenstellend zu füllen. Um einem krisenhaften Verlauf vorzubeugen, ist es hilfreich, sich frühzeitig mit der neuen Lebensphase auseinander zu setzen.

In diesem Workshop haben die Teilnehmenden Gelegenheit, sich mit der Tragweite der bevorstehenden Veränderungen auseinander zu setzen, auszutauschen und erhalten erste Denkanstöße zur Reflexion der persönlichen Situation.

Forum 3: Kita-Teams generationsgerecht führen.

Anett Große, systemische Coach, Prozessbegleiterin und Trainerin, Ellerau

In Kitas findet zunehmend ein Generationswechsel in der Führungsebene statt. Junge, kompetente Persönlichkeiten übernehmen Führungsverantwortung und stellen sich den neuen Herausforderungen. Unterschiedliche Generationen in den Einrichtungen bergen immer wieder Konfliktpotenzial. Schauen wir uns gemeinsam an, woher unterschiedliche Vorstellungen und Erwartungen kommen und wie Sie persönlich einen Umgang damit finden können.

Es ist für Sie als Kita-Leitung eine wichtige Aufgabe, sich Klarheit über die Kernerwartungen und Ihre Kompetenzen in Ihrer Führungsrolle zu verschaffen. Insbesondere bei der Übernahme einer neuen Führungsrolle ist es für Sie wichtig herauszufinden, welche zentralen Rollenerwartungen an Sie gestellt werden. Im Workshop werden wir gemeinsam über Ihre Rolle diskutieren und überlegen, wie Sie Ihre Führungsrolle stärken können.

Last but not least, lassen Sie uns den Blick auf die Qualität Ihrer Führungskompetenz richten. Fokussieren wir uns auf die Beziehungsgestaltung im Team, auf Ihre Werte und Einstellung.

Forum 4: Gesundheit in der Kita für alle ganzheitlich und nachhaltig fördern – aber wie?

Olivia Maloku, Workplace Health Management (M.A.), Abteilung Prävention und Arbeitsschutz, Unfallkasse Nord
Susanne Lund, Kita Roter Löwe, Lübeck

Bewegungs-, Ernährungs- und stresspräventiven Schulungen stellen eine Möglichkeit der Gesundheitsförderung dar. Oftmals decken Einzel-Maßnahmen jedoch nicht die tatsächlichen Bedarfe, um langfristig gesund und arbeitsfähig zu bleiben und Sie möchten diese Herausforderung erfolgreich angehen. Die Lösung: Ein Betriebliches Gesundheitsmanagement geht über diese Einzelmaßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung hinaus und ermittelt systematisch die tatsächlichen Gesundheitsbedarfe der Beschäftigten und Ihrer Kita. Ziel ist es dabei, die Gesundheit der Beschäftigten ganzheitlich und damit nachhaltig und zugleich ressourcenschonend zu fördern, damit diese bis ins Alter gesund und leistungsfähig bleiben und vor allem zur Gesunderhaltung der Kinder beitragen können.

Forum 5: Apropos Solidarität: Nicht nur Corona ist ansteckend- vom Umgang mit Andersdenkenden

Caroline Stiller, Systemischer Präventionscoach®, Achtsamkeitstrainerin, Unternehmen Achtsamkeit, Kiel

Große Veränderungen fordern uns heraus, je bedrohlicher, desto mehr belasten Sie unser Nervenkostüm. Hier einen klaren Kopf, ruhig Blut und ein offenes Herz zu bewahren, ist leichter gesagt als getan. Auf Angst und Rückzug folgte eine Welle der Solidarität und je länger die Pandemie dauert, desto mehr Blüten treibt der nachvollziehbare Unmut über die Folgen. All diese Reaktionen sind zutiefst menschlich. Sie als solche achtsam und wertfrei anzuschauen, kann uns helfen, Brücken zu bauen und andere dort abzuholen, wo sie stehen oder gar feststecken – wohlwollend, wertschätzend und ohne Gesichtsverlust. Denn Tabus helfen nicht weiter und Aufklärung allein ebenso wenig. Ausgehend von den Erfahrungen der Gruppe mit nähern wir uns Möglichkeiten des Umgangs mit diesem heiklen Thema, das nicht nur Teams, sondern auch Familie und Gesellschaft spalten kann, wenn wir nicht lernen, bewusst damit umzugehen.

Forum 6: Zugang zur neuen Elterngeneration – Gesellschaft im Wandel

Anne Catrine Stelter, Erzieherin, system. Familienberaterin (DGSF), Supervisorin, Sörup

Auf das Thema Kindheit wird so sensibel wie nie geguckt, aber auch so verunsichert wie nie. Generationen verändern sich und die jetzige hat neue Herausforderungen in der Erziehung und Schwierigkeiten,
Sicherheit und Strukturen zu geben. In diesem Vortrag geht es um die Auswirkungen auf die Kinder und den pädagogischen Alltag.


Inhalt:
– Rückblick in vergangene Generationen und deren Themen, um zu verstehen, wo wir heute stehen und warum.
– Die jetzige Elterngeneration und ihre Probleme im Erziehen.
– Auswirkungen auf das Verhalten von Kindern.
– Was bedeutet das für den pädagogischen Alltag?
– Erziehungspartnerschaft und Elterngespräche unter diesen Aspekten.

Forum 7: Die Kita als kritische Lerngemeinschaft. Methoden zur nachhaltigen Teamentwicklung

Lisa Lieb, Bildungsreferentin, Coach und Prozessbegleiterin, Geschäftsleitung Kita Seminare Hamburg

Wir arbeiten als Kita-Team in einem Umfeld der konstanten Veränderung. In diesem Workshop geht es darum, wie es gelingen kann, trotz dieses konstanten Wandels als Team gut zusammen wachsen zu können.

Forum 8: Souveräner Umgang mit Herausforderungen im Führungsalltag - Mit innerer Klarheit durch turbulentes Fahrwasser

Christiane Kuhnt, Seminare – Moderation – Supervision & Coaching (DGSv*), Seedorf

Corona hat uns allen gezeigt, dass möglich ist, was wir bis dahin für unmöglich hielten. Gilt das dann auch für andere Bereiche? VUCA ist in aller Munde und auch Kitas müssen sich in dem Wandel der Herausforderungen bewähren. Wie kann ich da als Leitung agieren, die für Stabilität und Sicherheit sorgt und andererseits den Wandel aktiv unterstützt? Wie schaffe ich es, Widersprüchlichkeiten anzuerkennen, auszuhalten und trotzdem sinnvolle Entscheidungen zu treffen?

In diesem Workshop geht es darum, innere Vielfalt in der Führungsrolle anzuschauen, eine Feinjustierung vorzunehmen und für Entscheidungssituationen mehr Klarheit zu gewinnen.

Einladung und Programm als Download

Anmeldung und Gebühr

Bitte melden Sie sich mit unserem Anmeldeformular bis zum 21.06.2024 an:

Teilnahmegebühr: 50,00 Euro
(inkl. Tagungsgetränke und Mittagsbüfett)

Mit Bestätigung der Anmeldung bzw. rechtzeitig vor Veranstaltungsbeginn erhalten Sie die Rechnung sowie weiterführende Informationen.

Tag und Ort

11. Juli 2024 | 09:00 – 16:00 Uhr

VeranstaltungsZentrum Kiel
Faluner Weg 2 | 24109 Kiel

Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln:

ab Kiel Hbf mit dem Bus 14 oder 15 (Richtung „Roskilder Weg“, Ausstieg „Am Forsthaus“) oder Bus 31 (Richtung „Narvikstraße“, Ausstieg „Göteborgring“)

In Kooperation mit

Die Fachtagung ist eine Kooperationsveranstaltung der LVGFSH mit dem GKV-Bündnis für Gesundheit, der Unfallkasse Nord und der Techniker Krankenkasse.

Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit
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